Freie Routerwahl in Belgien: Worauf warten wir noch?

Antwerpen, 27. Januar 2023 – Dürfen Sie bald ein eigenes Modem nutzen? Wenn es nach dem VTKE, dem europäischen Verbund der Telekommunikations-Endgerätehersteller geht, dann ja! Denn die Vorteile sind enorm, wie unsere nördlichen Nachbarn wissen, denn in den Niederlanden herrscht seit einem Jahr Routerfreiheit. Wie ist der Stand der Dinge in Belgien?

Was bedeutet Modem- bzw. Routerfreiheit?

Bei freier Modemwahl dürfen Verbraucher selbst entscheiden, ob sie das Modem des Internet-Providers oder ein eigenes Gerät verwenden wollen. Derzeit sind Endkunden in Belgien verpflichtet, das von ihrem Provider bereitgestellte Modem zu nutzen. Dieses Gerät passt natürlich nicht immer zu ihren Anforderungen. Lucas Lasota, Koordinator für „Router Freedom“ in der Free Software Foundation Europe (FSFE), erklärt: „Netzbetreiber schränken Endanwender ein, indem sie ihnen verbieten,

eigene Router/Modems zu verwenden. Genau wie man heute in Europa sein Smartphone unabhängig vom Provider selbst auswählen darf, sollte auch die Wahl des Routers bzw. Modems frei sein.“

Belgien geht nicht voran

Finnland war 2014 das erste europäische Land, in dem Kunden selbst ihr Modem wählen konnten.

Nachdem Deutschland 2016 und Italien 2018 folgten, herrscht seit letztem Jahr auch in den Niederlanden Modemfreiheit.

In Belgien entscheidet das BIPT (Belgisch Instituut voor Postdiensten en Telecommunicatie) über eine mögliche freie Modemwahl. Auf EU-Ebene hingegen wurde schon 2015 die Verordnung 2015/2120 zur freien Wahl des Modems verabschiedet. Eine Umfrage* zeigte außerdem, dass 77 Prozent der Belgier es wichtig finden, selbst wählen zu können. Bereits 24 Prozent nutzen ein eigenes Gerät, sofern der Netzbetreiber dies erlaubt; 62 Prozent das Gerät des Providers.

Allerdings sind in den vergangenen Monaten Fortschritte erkennbar. Das BIPT veröffentlichte im Oktober 2022 einen ersten Entwurf zur Definition des Netzabschlusspunkts. Mit der Festlegung des Netzabschlusspunkts als „Anschlussdose an die Leitung“ würde der Entwurf den Anwendern in Belgien die freie Wahl des Endgeräts für alle Breitbandtechnologien (Glasfaser, Kabel und DSL) ermöglichen. Nach Ansicht des BIPT gibt es zudem keine technischen Gründe, die der freien Modemwahl entgegenstehen.

Ihr Modem, so wie Sie es brauchen

Die freie Modemwahl bietet Anwendern zahlreiche Vorteile. Sie können selbst ein Gerät auswählen, das in Bezug auf Funktionsumfang, Sicherheit, Updates und viele weitere Faktoren genau zu ihren Anforderungen passt. Dabei kann es sich beispielsweise um die Nutzung von Smart-Home-Anwendungen oder bestimmte Sicherheitsvorgaben handeln. Ein frei gewählter Router kann dann genau diese Funktionen bieten. Ein weiterer Aspekt ist der offene Wettbewerb, der durch die Routerfreiheit entsteht und zu einer größeren Auswahl von Produkten führt, die zudem innovativer und preisgünstiger werden. „Bei einem One-Size-Fits-All-Geschäftsmodell kommen nur wenige Innovationen beim Endanwender an“, erläutert ein Sprecher des VTKE. „Der freie Markt hingegen befördert Innovation und gibt Anwendern die Möglichkeit, sich ganz nach ihrem eigenen Bedarf und Budget zu entscheiden.“

* Umfrage im Auftrag des VTKE, durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Kantar vom
3.-7. Februar 2022. Repräsentative Gruppe pro Land, Alter: 16 bis 65 Jahre

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